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Ein wahres Wort


Die Lehrerin Paula Knopf mit einigen Schülern der Klasse I-c beim Abschlussfest. Sitzend von links nach rechts: Yvonne, Harald, Dacian, Catalin, Astrid M, Adrian, Tiberiu. Erste Reihe: Christian, Udo, Ovidiu, Bruno, Elke, Charlotte, Dana, Falk. Hintere Reihe: Astrid R, Paula Knopf, Diana, Christina.

Anmerkung der Redaktion


Manchmal geschehen Dinge im Leben, die einen überraschen und erstaunen, weil man sie nie für möglich gehalten hätte. Umso erstaunlicher, wenn es Begebenheiten sind, die man für kein Geld der Welt kaufen kann. Die durch die heutige digitale Vernetzung möglich werden, durch die man mit Personen in Verbindung treten kann, die man schon lange aus den Augen verloren hat, aber nach wie vor im Herzen trägt.

So geschah es, dass Astrid Ziegler nach über 40 Jahren Verbindung zu ihrer ersten Grundschullehrerin, Frau Paula Knopf, aufnehmen konnte. Sie hatte unsere "Geno Knopf" auf der banat-tour.de in dem Artikel Eine Kastanie erzählt ... von einer Ausnahmepädagogin in Temeswar zu ihrer Schulzeit in Temeswar gewürdigt, den sie wohl durch einen glücklichen Zufall entdeckte. Elisabeth, die vor noch längeren Jahren auch ehemalige Knopf Schülerin gewesen war, wies auf Facebook darauf hin, stellte den Kontakt her und es eine entstand eine rührende Korrespondenz.

Paula Knopf wurde 1923 in Temeswar geboren, schon früh reifte in ihr der Wunsch Lehrerin zu werden, wie sie in einem Kapitel im dem Buch Deutsche Pädagogische Lehranstalt Temeswar schilderte. Ein großes Glück für Generationen von Schülern. Dass auch Frau Knopf ein Leben lang eine Lernende geblieben ist, zeigt die Tatsache, dass sie die Digitalisierung mitgemacht hat, sich im Internet offenbar bestens auskennt und noch mit so manchen ehemaligen Schülern per Email korrespondiert. Vor kurzem hat unsere hoch verehrte und geschätzte Lehrerin, die im Jahr der Kulturhauptstadt Temeswar 100 Jahre alt werden wird, Astrid Ziegler diese wunderbare Erinnerung gesendet, die wir hiermit mit den Lesern des Blogs teilen möchten.

Paula Knopf ist nicht nur eine Ausnahme-Pädagogin, sondern eine Ausnahme-Persönlichkeit Temeswars. Sie ist unter uns, liest, schreibt und nimmt an allem was um sie vorgeht regen Anteil. Hier ist ihr Blog-Beitrag, den wir mit Stolz und Freude präsentieren.


Liebe Astrid,

nach längerem Überlegen habe ich mich entschlossen, einen kleinen Text für Deine Interetseite zu verfassen.Vielleicht freut sich wirklich der eine oder andere darüber, an seine ersten Schuljahre erinnert zu werden.

Liebe Grüße und Dir und Deiner Familie alles Gute

Deine Paula Knopf

Hier mein Text:


Ein wahres Wort


In meinem hohen Alter denke ich immer noch oft und gern an die Jahre meines Berufslebens zurück. Ich besitze aus dieser Zeit einen großen Schatz von Erinnerungen, schöne, manch anrührende aber auch lustige.

Ein paar immer noch stattfindende Kontakte mit gewesenen Schülern oder Schülerinnen bzw. deren Eltern wecken immer wieder liebe Erinnerungen und ich verweile gern bei ihnen. Ebenso ergeht es mir, wenn ich auf irgend eine Weise, oft ganz zufällig, etwa in einem Zeitungsartikel auf den Namen ehemaliger Schüler stoße.

Meine Erinnerungen sind mir kostbar, ich möchte sie nicht missen.


Hier zwei kleine Beispiele:

In einer ersten Klasse hatte ich einmal Zwillinge, zwei richtige kleine Lausbuben. Was geschah eines Tages? Ihre Mutter hatte ihnen Geld gegeben, damit sie sich auf dem Schulweg für die 10-Uhr-Pause eine Semmel oder ein Kipfel kaufen. Die beiden aber beschlossen, sattdessen für ihre Lehrerin ein Sträußchen Schneeglöckchen zu kaufen. In der Pause saßen sie dann ohne Essen da.

Als sie auf mein Nachfragen hin nach längerem Zögern endlich gestanden, was sie getan hatten, waren sofort mehrere Kinder bereit, ihnen etwas von ihrem Essen abzugeben. Ich war tief beeindruckt und fand wieder einmal bestätigt, dass in jeder Kinderseele, wenn oft auch verborgen, ein guter Kern steckt.

Ein anderer Erstklässler rief einmal nachdem ich ein Lied vorgesungen hatte, voller Begeisterung aus: „Die Genossin singt so schön wie im Radio“. Darüber muss ich heute noch lachen.


Sollten solche Erinnerungen einem nicht das Herz erfreuen?

Wie recht hat Jean Paul, wenn er die Erinnerung ein Paradies nennt.

Und wie wahr ist sein Wort: „Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können.“


Dem Text vorangegangen ist eine Email von Astrid Ziegler an Frau Knopf


Sehr geehrte Frau Knopf,


ich kann mir vorstellen, dass Sie einen überaus reichen Schatz an Erinnerungen an ihre Lehrzeit haben. Ihr hohes ehrenswertes Alter macht Sie außerdem zu einer besonderen Autorität. Vor allem, da Sie über einen wachen Geist verfügen und auch die neuesten Entwicklungen in der Digitalisierun mitmachen.

Es ist uns eine große Ehre, dass Sie die Beiträge auf unserer Internetseite Banat-Tour regelmäßig verfolgen. Unsere jüngste Autorin Victoria ist zwölf Jahre alt, unser ältester Schreibender, Dr. Matthias Plack ist Mitte 80.


Dürften wir Sie wohl auch um einen eigenen Text bitten? Er kann auch gerne schon älter sein oder nur ein kleines aktuelles Lebenszeichen von Ihnen. Ich bin überzeugt davon, dass viele Ihrer ehemaligen Schülerinnen und Schüler, die die Banat-Tour Seite besuchen, sich sehr freuen würden, auf diese Art von Ihrer sehr geschätzten Lehrerin zu hören.


Ich hoffe, dass ich Ihnen mit meinem Ansinnen nicht zu Nahe trete. Sollten Sie meine Bitte nicht erfüllen, werde ich mich weiterhin an unserer netten E-mail Korrespondenz erfreuen. Sie gehört für mich zu dem Kostbaren, was man für kein Geld der Welt, nur durch Zuneigung bekommen kann.


Liebe Grüße aus München,

von Ihrer dankbaren Schülerin Astrid

Zwei ehemalige Schüler der Lehrerin Paula Knopf vor der alten Schule


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