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Der Mensch als Schmied


Mein Urgroßvater Georg Düran als Angehöriger der k.u.k Armee Ende des 19. Jahrhunderts

Homo Faber ist der Titel eines Romans von Max Frisch, den schon Generationen von Gymnasiasten als Schullektüre zerpflücken mussten. Er ist einerseits eine Anspielung auf die Hauptfigur des Buches, den Ingenieur Walther Faber, einen technikgläubigen Mann mittleren Alters.

Gleichzeitig weist der lateinische Ausdruck auf einen bestimmten Menschentypus, nämlich den schaffenden Handwerker hin.

Mein Paulischer Urgroßvater Georg Düran war solch ein Homo Faber, er war nämlich Schmied.


In meiner Kindheit standen im Schuppen, den es inzwischen leider nicht mehr gibt, noch eine Reihe von Ambossen, vom kleinsten, der wie eine Miniatur anmutete, bis zum riesengroßen, der für mich wie eine Spielzeug Burg aussah. Dazu gab es noch Blasebalg und Schmiedehammer, die mich annehmen ließen, dass der Schmitts-Otta ganz schön stark gewesen sein musste.

Da meine Urgroßvater schon vor meiner Geburt gestorben war, fragte ich die Verwandten, die ihn noch kennengelernt hatten. Wie erstaunt war ich über das, was ich zu hören bekam.

Meine Oma, seine Tochter: Na, er war so ein kleiner dunkler Mann. Mehr nicht?!

Auch die Enkel oder Urenkel, die ihn noch erlebt hatten, meinten unisono: streng, mürrisch, oft schlecht gelaunt, ein Otta, der für seine Trauben mehr übrig hatte als für seinen Nachwuchs. Meine Cousine Resi erinnerte sich daran, dass Enkel und Urenkel dafür geschimpft bekamen, wenn sie von seinen liebevoll gepflegten Weintrauben naschten.

Es wurde aber auch erzählt, dass er sehr hart gearbeitet hatte: morgens ab vier Uhr ging es mit dem Pferdewagen weit hinaus aufs Feld, nachmittags dann zurück in die Schmiedewerkstatt, wo er wie Thor den Hammer schwang.

Beim Umgraben oder anderen Erdarbeiten findet man heute noch von ihm handgeschmiedete Nägel, Beschläge und andere Metallteile, die wie ein später Gruß anmuten.


Dass aber eigentlich ein weicher Kern in seiner rauhen Schale steckte, zeigte sich daran, dass er vor Glück geweint hatte, als sein Enkel, mein Onkel, nach einer langen, schlimmen Lungenentzündung wieder genesen war. Nach wochenlanger Bettlägerigkeit mußte er als Kind wieder mühsam laufen lernen, was den sonst so strengen Schmitts-Otta zu Tränen rührte.

Selbst im Tod zeigte sich noch, wie schwer das Leben meines Urgroßvaters gewesen war. Obwohl schon über 80-jährig hatte er stundenlang in der Kälte Holz gehackt, legte er sich erschöpft auf den Diwan und stand von dort nicht mehr auf. Unser Homo Faber starb an einer Lungenentzündung.

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