Die Geschichte von Romulus und Remus mal anders. Oder: Ich fragte die Wölfin
- Astrid Ziegler
- 7. Sept.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 9. Sept.

Eigentlich sollte ich heute in Süditalien sein und mit meiner Familie eine Besichtigungstour auf den Spuren Kaiser Friedrichs II. unternehmen, doch es kam mal wieder anders als geplant und das liegt im weitesten Sinn an Europa und seiner mythologischen Vergangenheit. Im engeren Sinn liegt es an zwei süßen und gelehrigen kleinen pelzigen Kerlen.
Vor zwei Wochen fanden Benno und seine Hündin Ursika nämlich beim Morgenspaziergang am Fuße der Zarander Berge zwei winzige ausgesetzte Welpen, der eine klammerte sich an sein Hosenbein, der andere lag im Straßengraben im Dreck. In dieser verzwickten Situation griff er zum Handy und kontaktierte mich ehrlich betroffen: Was ist hier zu tun? Kann ich sie einfach zurücklassen?
Ich fragte die Wölfin: Wie war das damals, als du zwei Menschenkinder am Ufer des Tiber gefunden hast? Ausgesetzt ohne Fürsorge, frierend und auch ängstlich zitternd, was hast du damals gefühlt und gedacht, hast du dir überhaupt was dabei gedacht?! Oder hast du sie einfach gewärmt und ihren Hunger gestillt, sie in deine Obhut genommen?
Nicht nur die Wolfsfrau in mir, auch mein Verantwortungsbewusstsein und nicht zuletzt das mitfühlende Herz antworteten prompt: Bringt sie mit, dann sehen wir weiter…
Seitdem haben wir die beiden Hundebabys in unser Rudel aufgenommen, lassen ihnen medizinische Versorgung zukommen, nähren sie, geben ihnen Wärme und Gemeinschaft, lehren sie alles, was sie in ihrem zarten Alter schon aufnehmen können. Für mich sind sie Romulus und Remus in Erinnerung an die für so Europa bedeutende Tat der Kapitolinischen Wölfin, die die Söhne der Rhea Silvia in Obhut nahm, die schließlich die bedeutende Weltmacht Rom gründen sollten. Die Rettung der Menschenkinder Romulus und Remus gehört zu einem der wichtigsten europäischen Mythen und wurzelt wohl in der Zeit als Wolf und Mensch sich in der Steinzeit annäherten, die eiszeitlichen Jäger und Sammler halb domestizierte Wölfe um ihre Siedlungen vorfanden. In dieser unwirtlichen und rauen Zeit für die beiden Spezies, die sich durch ihre jeweilige soziale Organisation in Kleingruppen durchaus ähnelten, kam es sicher vor, dass Menschen mutterlose Wolfswelpen aufzogen. Umgekehrt ist es auch durchaus vorstellbar, dass mal ein wölfisches Alpha-Weibchen Kindern des Homo Sapiens Schutz gab und seine Artgenossen auf den verlassenen und in Not geratenen Nachwuchs aufmerksam machte. Jahrtausendelange Annäherung zwischen Wolf und Mensch bündeln sich also in dem Gründungsmythos der Stadt Rom, der mir schon seinerzeit in meiner Temeswarer Kindheit am Corso der Banater Hauptstadt durch die dort aufgestellte Kapitolinische Wölfin vor Augen geführt wurde.
So verzichte ich heute auf das “dolce far niente" in Italien und hüte statt dessen Romulus und Remus, diese domestizierten Verwandten der Wölfe, auf dass sie hoffentlich bald in gute Hände kommen und in ein eigenes Rudel haben. Ich stelle mir gerade vor, wie ich in einem Paralleluniversum die historischen Stätten der Staufer und der alten Römer besichtige, ausschlafe, am Strand liege und es mir an meinem Geburtstag wohl sein lasse. In dieser Variante wären die Welpen im Graben geblieben und heute sicher nicht mehr am Leben.
Stattdessen, in dieser Geschichte waren die beiden kleinen Racker heute schon früh fiepend wach und um sechs Uhr meine ersten Gratulanten.
Hätte die Wölfin Romulus und Remus nicht gerettet, wäre die Wiege der europäischen Kultur und Zivilisation verwaist gewesen. Die Humanität gebietet es, wehrlosen Tierkindern die Versorgung zukommen zu lassen, die sie brauchen.
Statt salbungsvoller Worte zu meinem heutigen Geburtstag, widme ich diese Geschichte diesen entzückenden Kreaturen, meinen kleinen Findelkindern Romulus und Remus und wünsche ihnen ein liebevolle Familie.
Euch, meinen lieben Freundinnen und Freunden, danke ich von Herzen für die Glückwünsche, die mich so zahlreich erreicht haben.




Hi Astrid Ziegler, nachtraeglich Happy Birthday too! Moegen die Goetter Dir den direkten Eingriff in das Schicksal von Remulus und Romus hochhlten. Australien gruesst herzlichst. To your success.
Gute tat vollbracht ; vergelt's Gott ! Nochmals ,herzlichen Glueckwunsch zum Purzeltag ! Gesundheit ,weiterhin viel Glueck sei gegeben !♥️