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Kennst du die Stadt, wo die Zitronen blühn…



Eine Führung durch Temeswar entsteht


Es ist Februar und hier in Bayern liegt noch Schnee. Wenn man wie ich bei jedem Wetter raus muss, gar noch mit dem Radl, weil es in München nicht nur das beste Verkehrsmittel, sondern auch Einstellungssache ist, friert man ganz erbärmlich. Wie einst schon Walther von der Vogelweide im Mittelalter so treffend in einem seiner Lieder formulierte, spürt man den Hornung an den Zehen.

Im Gegensatz zu dieser herben Außenwelt gibt es in unserem Wohnzimmer eine südländische Atmosphäre, die unsere Seele wärmt. Hier stehen nämlich die beiden Zitronenbäume, die in den warmen Jahreszeiten unsere Terrasse zieren. Zitronenbäume kannte ich schon aus dem Banat, im Haus meiner Billeder Vorfahren standen schon welche, so dass mir der Anblick und der Geruch dieser Zitruspflanzen schon früh vertraut waren. Instinktiv, denn vor zwanzig Jahren war ich auf der Suche, kaufte ich für unser Münchner Haus in Apulien den ersten Zitronenbaum, das berühmte Goethe-Gedicht im Kopf und ein anderes Land als Italien im Unterbewusstsein. Seitdem kultivieren wir Zitronen. Sie gedeihen erstaunlicherweise trotz des rauen Klimas auf der Südterrasse gut und wir machen aus den Früchten Sirup und Marmelade.


Dies als Vorbemerkung zu dem Selfie, das mich voller Vorfreude in den Vorbereitungen zu einem Projekt zeigt. Es geht dabei um meine Heimatstadt Temeswar, ich glaube, ich darf die westlichste Stadt Rumäniens, die Hauptstadt der historischen Region Banat, so nennen. Neben München, meiner zweiten Heimat, lässt mich auch die Stadt an der Bega, in der ich nach wie vor zu Hause bin, nicht los. Zwischen Isar-Athen und der Donaumonarchie oszilliert meine Identität, das kann und will ich nicht leugnen. Und so ist es nur natürlich, dass nach so langer Zeit der Beschäftigung mit der Münchner Stadtgeschichte auch eine Auseinandersetzung mit Temeswar fällig ist. Wie immer begebe ich mich gerne in Gemeinschaft auf den Weg. Der Vielfalt der frisch gebackenen Kulturhauptstadt entsprechend, gehe ich mit Herbert auf Temeswar-Tour, auf Architektur spezialisierter Co-Autor und Temeswarer wie ich, mit Hans, der nicht erst durch die Temeswarer Chronik die Stadt im Fokus seiner Linse hatte und Tibor, der aus unserer gemeinsamen alten Heimat stammt und uns gebührend im Netz in Szene setzen wird. In unserem in guter alter Tradition vielsprachigen Vorhaben, wird auch die Weltsprache englisch nicht fehlen und so entsteht zur Zeit die Internetseite owntowntour.com. Es gibt nämlich englische native speaker, mit Banater Wurzeln, für die diese spezielle Region und ihre Hauptstadt auch einen biografischen Bezug haben. Rick und Heidi sind ein Kanadier und eine Amerikanerin Banater Herkunft, die wir aus der Münchner Tanzgruppe kennen und schätzen. Was gibt es also schöneres, als mit vertrauten Leuten gemeinsam zu einem neuen Projekt aufzubrechen.


Im tiefsten Winter, umgeben von meinen reifenden Zitronen, bin ich hoffnungsvoll und voller Vorfreude. Gelb ist die Farbe der Zukunft. Wie die Früchte reifen, so wird auch unsere Tour vollendet. Gelb ist die erhebende und erhellende Farbe, die Glück und Spaß verspricht. Ein Ton, der nicht nur Begeisterung und Optimismus weckt, sondern gemäß der Farbphilosophie auch für erlangtes Können steht, das wir zur Zeit akribisch austauschen. Wir rufen sorgfältig altes Wissen ab, suchen aber auch kreativ neue Ideen und Wege, um unseren Beitrag zur Kulturhauptstadt Temeswar zu leisten. Uns treibt nicht der Wunsch nach wirtschaftlichem Erfolg, sondern Begeisterung für Temeswar an, das wir nach wie vor als our own Town betrachten.

Im Wohnzimmer werden Zitronen gelb, auf dem entstehenden Internetauftritt ist diese Farbe, die schon lange das Banater Wappen ziert, auch im Logo der neuen Temeswar-Tour enthalten. Nur draußen ist der Himmel noch grau, der Schnee noch weiß, doch die europäische Kulturhauptstadt Temeswar wirft schon ihren gelben Schein voraus. Momentan gilt hier bei mir in meinem ganz eigenen Münchener 'fools garden' noch All that I can see is just a yellow lemon tree.


Doch man darf schon träumen, anders als Goethe zwar, nicht von Italien, sondern von einem anderen Land, in dem auch Zitronen blühen und vor allem nach einer bestimmten Stadt. Sehnsucht nach dem südländischen Rumänien, dem Banat und der neuen europäischen Kulturhauptstadt.

Ich kenne sie wohl!

Dahin! dahin Möcht’ ich mit dir,

O mein Geliebter, ziehn.


Zum Ende des Hornungs am 17-19 Februar werden nach Temeswar zum feierlichen Auftakt der europäischen Kulturhauptstadt hoffentlich viele Besucher ziehen.

Wir sputen uns, um alle die mitzunehmen, für die vorerst eine reale Stadtbesichtigung noch nicht in Frage kommt, eine digitale Plattform zu schaffen, unter dem Logo und Motto:

Temeswar ist und wird!



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