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Im Frühling durch die Banater Heide

Seit vielen Jahren schon fahre ich vom Billeder Heimathaus aus mit dem Auto durch die Banater Dörfer. Der Weg führte von Billed durch Alexanderhausen, Bogarosch, Lenauheim, Grabatz, Gottlob, Großkomlosch, Marienfeld, Albrechtsflor, Hatzfeld, Gertjanosch. Unterwegs war ich in der Woche vor Ostern, zu einer Zeit, in der die Natur zu erwachen beginnt.


Die Torontaler Landstraße, eine der wichtigsten Verkehrsachsen des Banats, ist zur Zeit von blühenden Büschen gesäumt. Darüber erstreckt sich ein blauweißer Himmel, der noch kalte Wind bläst die Wolken über das flache Land. Früher war die Strasse von schützenden Maulbeerbäumen gesäumt. Doch auch die Sträucher sind wichtige Biotope. Gärtner ist hier auch die Natur.


Ein weithin sichtbares Wahrzeichen der Torontaler Landstrasse ist die Alexanderhausener Kirche, die mit ihren prächtigen Doppeltürmen mitten auf der Achse liegt. Ihre Fassade zeigt zur Banater Hauptstadt Temeswar. Das war von ihrem Bauherrn, Bischof Alexander von Alagovich, der 1833 auch die Binnensiedlung Alexanderhausen gründete, wohl beabsichtigt.

Die Sträucher in der Banater Heide sind noch kahl, die Nester noch nicht durch Blätter sichtgeschützt, aber drinnen regt sich schon Leben. Aus dem Nest flog ein Vogel, als ich mich näherte, der wohl die Kinderstube vorbereitet.



Selten ragt noch ein Baum am Straßenrand empor, hier ein Überlebender aus vergangenen Zeiten. Der Dicke des Stammes nach zu urteilen, dürfte er an die hundert Jahre alt sein.


Auf dem blauen Schild bei der Einfahrt nach Lenauheim steht: Der Ort ist videoüberwacht. Die Ziegen dürfte das kaum kümmern, sie grasen noch vor dem Ortschild.


Ein Highlight in der Heide sind das Geburtshaus und Denkmal von Nikolaus Lenau. Der Ort hieß früher Csatád und wurde 1926 nach dem großen Dichter Lenauheim genannt.


Auf der Banater Heide sind häufig landwirtschaftlich stillgelegte Flächen zu sehen, die hervorragend als Weideland für Schafherden geeignet sind.


Schäfchenwolken am Himmel, Schafe auf der Erde, im Hintergrund rechts Häuser am Dorfrand von Grabatz.


Zwei entfernte Verwandte begrüßen sich: links ein Hausrind, rechts ein Büffel. Der aus Asien stammende Wasserbüffel lässt sich nicht mit dem Rind kreuzen.



Einer der inzwischen seltenen Maulbeerbäume am Straßenrand, der, obwohl zugeschnitten immer wieder neue Äste treibt. Die Habsburger hatten im Banat einst für die Seidenraupenzucht rund 100.000 Maulbeerbäume gepflanzt. Die hohe Anzahl der Bäume war auch nötig, wollte man genug Nahrung für die Seidenraupenzucht zur Verfügung haben. Für die Seide eines einzigen Kleides beispielsweise brauchte man ca. 60 kg Maulbeerblätter als Futter für die Raupen. Auch das Holz der Maulbeerbäume wurde verwertet. Als eines der aromatischsten Holzarten eignete es sich hervorragend für den Fassbau. Mit den Bäumen verschwand leider auch der Maulbeerschnaps, der aus seinen Früchten gebrannt wurde.


Der einzige Mensch in dieser Bildergeschichte: Eine kunstvolle Wandmalerei in Großkomlosch zeigt einen Mann, der eine Siedlung auf dem Rücken balanciert.


Eisenbahnschienen nach Marienfeld. Die Eisenbahn im Banat, vor 150 Jahren der bedeutendste Faktor für die wirtschaftliche Erschließung der Region, wird saniert.


Neben der Landstrasse findet man im Banat immer häufiger asphaltierte Wege für Fahrradfahrer. Im Bild ein Fahrradweg von Kleintermin (Albrechtsflor) nach Marienfeld. Zum Ausruhen gibt es alle 200 Meter eine Bank.


Zum ersten Mal in Kleintermin, ein Ort ganz am Rande der Banater Heide und nahe der serbischen Grenze. In letzter Zeit beeindruckt mich in den Banater Dörfern die Sauberkeit. Auch die Straßenbeleuchtung läßt nicht zu wünschen übrig.


Aussicht von Kleintermin aus (Albrechtsflor), nahe der Grenze zu Serbien: in der Ferne die römisch-katholische Kirche in Altbeschenova (Beșenova Veche).

Die Bulgaren, die ins Banat kamen, sind vor der Türkenherrschaft geflohen und haben hier die Dörfer:Beșenova Veche (1738; heute Dudeștii Vechi) und Vinga (Tereziopol 1741) gegründet.


Hatzfeld, im Hintergrund das Rathaus, früher Kastell der Adelsfamilie Csekonics. Die Baumkronen werden hier von Krähen bevölkert. Mit einer Nussschale, auf mich fallen gelassen, beabsichtigten sie mich aus ihrem Revier zu verjagen.


Wie riesige Insekten und mit ohrenbetäubendem Krach sind 4 Militärhubschrauber von Billed aus am Himmel zu sehen. Sie erinnern einen unwillkürlich daran, dass es nicht weit entfernt wieder Krieg gibt.


Zurück im Billeder Heimathaus: im Bild eine originelle Blumenbepflanzung von Roswitha in einem Koffer. Eine Dekoration mit Symbolwert für uns Gäste des Billeder Heimathauses, die wir mit ähnlichen Koffern die Banater Heimat verlassen hatten.

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